Eigentlich war ja anfangs von Frankreich die Rede, aber es kommt eben doch vieles anders als gedacht. Am 12.11.06 ging es mit Hoffnung auf warmes Wetter auf in Richtung Mittelmeer. Die erste Nacht verbrachten wir in rund 2200 Meter Höhe auf dem Sellapaß (so hoch war ich noch nie) in den Dolomiten. Im Zelt war es infolge unserer Decken doch erträglich warm, trotz Minusgraden außerhalb (- 8°C). Von Frieren konnte eigentlich keine Rede sein. Trotzdem war an richtigen Tiefschlaf nicht zu denken. Auf dem Autodach machen sich sturmartige Windböen eben doch bemerkbar. Was Frau allerdings mehr störte als Mann (Wieviel Wind verträgt ein Auto, bevor es mit Zelt auf dem Dach umgeworfen wird?).
Bei einer gemütlichen Wanderung am Langkofel lernten wir die Bergdohlen kennen. Nichts ahnend ließen wir uns am Fuße einer Felswand nieder, um die Sonne zu genießen, da schickte der Feind schon seine Späher los. Aus der Ferne beobachteten uns einige der Vögel. Ein in die Höhe gehaltenes Tetrapak war das Signal für sie, in Sekundenschnelle im Dutzend aus allen Richtung auf unseren Platz zu zuschießen. Allerdings hatten sie Pech. Bei uns gab es nichts zu holen.
Von hier aus ging es dann weiter in Richtung Süden. Bei Nacht erreichten wir Arco (13.11). Dort strapazierten wir in den nächsten 3 Tagen den Sektor A. Beim Vorsteigen wechselten wir uns beide ab. Dabei muss ich gestehen, dass die Marmorierung, besonders im unteren Bereich, nicht gerade zu meinem Wohlbefinden im Vorstieg beitrug. Dafür genossen wir aber den Blick zur nahen Burg mit dem Gardasee im Hintergrund. Unten am Fuße der Wand lag ein Olivenhain, eingerahmt von einem Einbahnstraßenring, ausgelegt mit Netzen für die Ernte. Wer wohl auf die Idee gekommen ist, dass man Oliven essen kann? Frisch vom Baum gepflückt, schmecken sie selbst im reifen Zustand scheußlich (irgend ein Gemisch aus scharf und sauer und „bitte spuck mich sofort wieder aus“). Beim Klettern viel uns auf, dass die schon vom Weiten zu hören sind. Ein lautes Hupen kündigt das Erscheinen eines Autos an. Erst nach einer Weile kamen wir auf die Idee, dass es als Wahrnung für andere Autofahrer gedacht sein könnte, bei besonders engen Kurven. Am dritten Morgen verabschiedeten wir uns dann von unseren drei neuen Freunden, einem kleinen weißen Hund (der nicht wußte, wonach ihm der Sinn stand. bellen oder gestreichelt werden), einem schwarzen Neufundländer und dem Anführer einem Schäferhund. Sie hatten uns bewacht und gemeldet, wenn sich fremde Autos auf der nahen Straße näherten. Glücklicherweise war es nie ein Polizeiauto (Der offiziele Campingplatz ist um diese Jahreszeit geschlossen.)
Am 4. Morgen wiederholten wir die gleiche Prozedur noch einmal. Wir hatten uns entschlossen auch noch dem Sektor B einen Besuch abzustatten. Und gelangten wir an eine Wand, welche mitten in der Stadt steil abfiel. Dies bekam man allerdings erst mit, wenn man ein Blick um die Ecke warf. Diesmal war es tatsächlich der letzte Tag in Arco. Auch er brachte uns noch botanisch etwas neues. Wer weiß, wie eine Kaki wächst? Wir jedenfalls haben eine eigenhändig geerntet. Dies ist nur denjenigen vorbehalten, welche außerhalb der Saison, dann wenn es kälter wird, dieses Gebiet aufsuchen. Die Früchte reifen erst im Herbst bzw. Winter.
Von Arco ging es dann nach Finale Ligure zum Rocco di Corno . Wo der Kletterführer recht behielt, dass der Felsen recht beliebt sei. Gegen 10 erschienen am nächsten Morgen (18.11.) die ersten Italiener. Und es schien als ob der Strom der ankommenden Autos gar kein Ende mehr nehmen wolle.
Da der Platz aufgrund der fehlenden Sonne nicht gerade zum frühen Aufstehen verleitete, suchten wir uns in der Nähe eine andere Bleibe. Allerdings verloren wir damit unsere nächtliche musikalische Unterhaltung. Die Katzen, welche uns in der Nacht zuvor ein Ständchen im Liebesduett gesungen hatten, folgten uns nicht.
In der Nähe von Borgio Verezzi fanden wir einen schönen Garten, der zum nächtlichen Verweilen einlud. Nach einem kurzen Besuch durch ein Wildschwein, genossen wir die Aussicht auf das Mittelmeer. Am ersten Tag stellten wir fest, dass kurzes Zeug vollkommen unangebracht war, um an die Felsen zu gelangen. Das Labyrinth des Zustiegs schlängelte sich durch dichtes Gestrüpp. Am Ziel angekommen, wurden wir jedoch belohnt. Wie im Kletterführer versprochen, war es sonnig und windstill, die Routen allerdings recht kurz. Am zweiten Tag ging es dann nicht mehr ohne Kleidung, die Sonne versteckte sich. Dafür erreichten die Routen eine akzeptable Länge, allerdings auch nur im Ein-Seil-Längen-Bereich. Dafür bot sich jedoch ein Überhang wunderbar dafür an, um einen Schneewalzer zu tanzen, im Seil hängend selbstverständlicher weise und fast völlig ungestört (Die Anwesenden bemerkten wir erst später).
Monto Cucco bot mehr Höhe und auch interessante Wege, sowohl im niedrigen als auch höheren Niveau. Schwierig ist es nur, jemandem zu erklären, warum man an einem angenehm sonnigen Spätsommertag sich einen Felsen aussucht, der von der Sonne abgewandt steht und auch noch die letzten Sonnenstrahlen durch dichten Baumbewuchs fernhält. Handschuhe wären passend gewesen (bisher nur in den Dolomiten verwendet). An diesem Berg parkten wir zum ersten Mal auf einem Campingplatz. Jedoch zog es uns, durch unseren bisherigen Standorte verwöhnt, in der Nacht wieder zum Rocco di Corno zurück.
Monaco (23.11.) – wie heißt es im Reiseführer? – die Insel der Reichen. Nach den Preisen zu urteilen vollkommen zu recht. 7 Euros für ein Bier und einen Abklatsch von Schokolade (in Italien ist die letztere fast wie Pudding und nicht mit Wasser aufgekochtes Pulver). Als Entschädigung genossen wir vom Observatorium den Blick über die Stadt, den Staat, die Küste des Mittelmeeres. Nach einer Begutachtung am nächsten Morgen entschieden wir uns, dass das Gestein gut zum Klettern geeignet ist. Es gibt unzähligen Routen in den verschiedensten Schwierigkeitsgraden. Bei der Feststellung blieb es allerdings. Ein in der Nacht auftauchendes Regengebiet beschloss, uns unseren letzten Klettertag zu stehlen. So machten wir uns dann auf nach Paris. Am Samstag erkundeten wir dann die Stadt bei strahlendem Sonnenschein auf zwei bzw. auf acht Rollen (Fahrrad, Skater). Das Kletter am Eifelturm unterließen wir. Es hätte wahrscheinlich lediglich zu Schwierigkeiten mit den patroullierenden Soldaten geführt.
Am Sonntag hatte uns dann die Autobahn wieder.
Und die ersten Arbeitstage haben es nicht geschafft die Erinnerungen an die letzten zwei wunderbaren Wochen zu übertönen.